Eigentlich habe ich euch hier ja immer etwas von den Dingen, die es hier zu sehen gibt, von der Arbeit und meinem peruanischen Leben vorgeschwärmt. Diesen Eintrag möchte ich nutzen, um euch einmal von der anderen Seite zu berichten.
Von meinem Projekt bin ich im Moment ein bisschen ernüchtert.
Das liegt zum einen an der Arbeit in der Küche. Statt kochen zu lernen, verbringen wir den Großteil der Zeit mit Tische abwischen, Gemüse schnipseln und Geschirr abtrocknen.
Auf unser Nachfragen, ob die Köchin uns vielleicht richtiges Kochen beibringen könne,
folgte eine 30 sekündige Erklärung, wie man den Liquador zubereitet und damit
hatte sich das Thema „Unterrichten der Freiwilligen“ für sie auch erledigt.
Deswegen sind wir nach wie vor die meiste Zeit in der Küche vom Geschirrabtrocknen,
Tische abwischen und dem Erledigen von allem sonstigen Kleinkram eher
gelangweilt als erfüllt.
Ein weiteres Problem ist die Arbeitsweise einiger
Mitarbeiter des Hogar. So fällt es mir schwer zu akzeptieren, dass einige der
Krankenpfleger ihren Aufgaben nicht nachkommen. Vor kurzem ist es vorgekommen,
dass einem Patienten über zwei Tage die Windeln nicht gewechselt wurden und er
nach dem Wochenende von reichlich Fliegen umkreist wurde. Ein anderes Mal hat
sich herausgestellt, dass Juan, der einzige Patient, der für seinen Aufenthalt
hier bezahlt, seit 10 Tagen nicht geduscht wurde.
Des Weiteren sehe ich die Unterbringung und den Umgang
mit den Kindern als kritisch an. In der Pediatrie sind die neun Kinder auf
kleinstem Raum eingepfercht und bei der Mehrzahl der Krankenschwestern, die
dort oben arbeiten, kann ich mir kaum vorstellen, dass sie mit ihrer Art ein
guter Familienersatz für die Kinder sind. Außerdem ist es so, dass das
Verhalten des Problemkindes Jhon langsam auch auf die anderen Kinder abfärbt.
So haben einige der Kinder sich von Jhon abgeguckt ihren Kopf gegen die Wand zu
hauen, sobald ihnen etwas missfällt. Doch trotz Hinweis an die Administratorin,
dass das so keine tragbare Situation ist, scheint kein Ende in Sicht.
Stattdessen wird fleißig überlegt, wie noch weitere Kinder in diesem winzigen
Raum Platz finden könnten.
Generell hat sich das Klima im Hogar in den letzten
Monaten eher verschlechtert, da viele Mitarbeiter unzufrieden sind. Das liegt zum einen
daran, dass sich die finanzielle Situation des Hogar drastisch verschlechtert
hat, da ein wichtiger Spender seine Zahlungen eingestellt hat und über zwei
Monate die Gehaltszahlungen nicht vollständig geleistet werden konnten. Hinzu
kommt der Umgang der Administratorin mit den Mitarbeitern.
Trotzdem ist das Arbeiten als Freiwillige die meiste Zeit echt schön, da ich super selbstständig arbeiten kann und quasi "meine eigene Chefin" bin. Und ich bereue es keine Sekunde mich für dieses Jahr entschieden zu haben (wie ich mittlerweile ja schon circa 100 Male betont habe :-D). Nichtsdestotrotz finde ich es wichtig, dass ihr auch erfahrt, dass hier nicht immer alles Friede, Freude, Eierkuchen ist ;-)