Dienstag, 1. März 2016

Es ist nicht immer alles Friede, Freude, Eierkuchen! (6. Monat ✓)

Eigentlich habe ich euch hier ja immer etwas von den Dingen, die es hier zu sehen gibt, von der Arbeit und meinem peruanischen Leben vorgeschwärmt. Diesen Eintrag möchte ich nutzen, um euch einmal von der anderen Seite zu berichten.



Von meinem Projekt bin ich im Moment ein bisschen ernüchtert.

Das liegt zum einen an der Arbeit in der Küche. Statt kochen zu lernen, verbringen wir den Großteil der Zeit mit Tische abwischen, Gemüse schnipseln und Geschirr abtrocknen. Auf unser Nachfragen, ob die Köchin uns vielleicht richtiges Kochen beibringen könne, folgte eine 30 sekündige Erklärung, wie man den Liquador zubereitet und damit hatte sich das Thema „Unterrichten der Freiwilligen“ für sie auch erledigt. Deswegen sind wir nach wie vor die meiste Zeit in der Küche vom Geschirrabtrocknen, Tische abwischen und dem Erledigen von allem sonstigen Kleinkram eher gelangweilt als erfüllt.



Ein weiteres Problem ist die Arbeitsweise einiger Mitarbeiter des Hogar. So fällt es mir schwer zu akzeptieren, dass einige der Krankenpfleger ihren Aufgaben nicht nachkommen. Vor kurzem ist es vorgekommen, dass einem Patienten über zwei Tage die Windeln nicht gewechselt wurden und er nach dem Wochenende von reichlich Fliegen umkreist wurde. Ein anderes Mal hat sich herausgestellt, dass Juan, der einzige Patient, der für seinen Aufenthalt hier bezahlt, seit 10 Tagen nicht geduscht wurde.



Des Weiteren sehe ich die Unterbringung und den Umgang mit den Kindern als kritisch an. In der Pediatrie sind die neun Kinder auf kleinstem Raum eingepfercht und bei der Mehrzahl der Krankenschwestern, die dort oben arbeiten, kann ich mir kaum vorstellen, dass sie mit ihrer Art ein guter Familienersatz für die Kinder sind. Außerdem ist es so, dass das Verhalten des Problemkindes Jhon langsam auch auf die anderen Kinder abfärbt. So haben einige der Kinder sich von Jhon abgeguckt ihren Kopf gegen die Wand zu hauen, sobald ihnen etwas missfällt. Doch trotz Hinweis an die Administratorin, dass das so keine tragbare Situation ist, scheint kein Ende in Sicht. Stattdessen wird fleißig überlegt, wie noch weitere Kinder in diesem winzigen Raum Platz finden könnten.

Generell hat sich das Klima im Hogar in den letzten Monaten eher verschlechtert, da viele Mitarbeiter unzufrieden sind. Das liegt zum einen daran, dass sich die finanzielle Situation des Hogar drastisch verschlechtert hat, da ein wichtiger Spender seine Zahlungen eingestellt hat und über zwei Monate die Gehaltszahlungen nicht vollständig geleistet werden konnten. Hinzu kommt der Umgang der Administratorin mit den Mitarbeitern.


 
Trotzdem ist das Arbeiten als Freiwillige die meiste Zeit echt schön, da ich super selbstständig arbeiten kann und quasi "meine eigene Chefin" bin. Und ich bereue es keine Sekunde mich für dieses Jahr entschieden zu haben (wie ich mittlerweile ja schon circa 100 Male betont habe :-D). Nichtsdestotrotz finde ich es wichtig, dass ihr auch erfahrt, dass hier nicht immer alles Friede, Freude, Eierkuchen ist ;-)

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